Dahoam im Passauer Land
(K)ein Münchner Kindl
Gabriele Weishäupl – zuhause in München, daheim im Passauer Land
Fast 30 Jahre lang war Dr. Gabriele
Weishäupl Gesicht und Chefin der
Wiesn. Doch die Wahl-Münchnerin hat
ihre Wurzeln im Passauer Land.
Besser gesagt, in der kleinen Gemeinde
Aicha vorm Wald. Dort wuchs sie als
Tochter eines Landarztes in der Villa Vogl
auf und erlebte eine prägende Kindheit.
Untrennbar verbunden sind Gabriele
Weishäupl und die Wiesn.
Ganze 28 Jahre lang war sie als
Direktorin des Münchner Fremdenverkehrsamtes
auch die Chefin
der Wiesn. Sie hat es verstanden,
das Oktoberfest in eine neue
Zeit zu führen und auf der ganzen
Welt berühmt zu machen. Immer
in feschem Dirndl gekleidet – damit
hat sie wohl auch die heutige
Kleiderordnung geprägt. Kein
Wunder, dass ihr Dirndl in den
Münchner Stadtfarben als besonderes
Exponat ins Haus der Bayerischen
Geschichte in Regensburg
einziehen durfte. Doch Gabi Weishäupl
war weit mehr als eine Repräsentantin,
sie setzte sich gegen
rebellierende Wirte durch, führte
zum Beispiel die „Mittagswiesn“
ein, machte das Fest ökologischer
und prangerte den immer weiter
steigenden Bierpreis öffentlich an.
Durch sie wurde das Oktoberfest
nicht nur zum Exportartikel, sondern
ein Ausdruck von Brauchtum
und Tradition. So erklang
die Musik in den Bierzelten wieder
zünftiger, der Trachten- und
Schützenumzug wuchs immer
größer und die „Oide Wiesn“ etabliert
sich. Für ihr Engagement
und ihre zahlreichen ehrenamtlichen
Aufgaben erhielt sie unter
anderem den bayerischen Verdienstorden
und das Bundesverdienstkreuz
am Bande.
Uns erzählt Gabriele Weishäupl, warum das Passauer Land bis
heute ihr „Daheim“ ist und verrät dabei ihre Lieblingsplätze.
Frau Weishäupl, Sie stammen ja aus Aicha vorm Wald, wie oft kommen Sie ins Passauer Land?
Etwa alle zwei Monate kehre ich
heim nach Aicha. Seit mein Vater
gestorben ist, komme ich nicht
mehr ganz so oft. Der hat mich
sehr hierher gezogen. Nun hält
mich die Villa Vogl hier. Mein
Elternhaus, Großelternhaus, Urgroßelternhaus.
Josef Vogl, Granitwerksbesitzer,
hat das Haus im
19. Jahrhundert erbaut. Er war hier
einer der ersten Steinbruchunternehmer
im Landkreis Passau. Ihn
ehre ich sehr. Sein Porträt hängt
hier im Salon. Da feiern wir auch
Weihnachten. Das verbringe ich
seit meiner Kindheit in Aicha.
Hauptsächlich wohnen Sie in München?
Mein Lebenszentrum ist in München.
Ich bin ja noch berufstätig,
als Dozentin an der Europaakademie.
Außerdem habe ich verschiedene
Ehrenämter inne und bin
Vortragsreisende. Dabei halte ich
auf der ganzen Welt Vorträge über das Oktoberfest, zum Beispiel in
Taiwan. Nebenbei bin ich noch
Vorsitzende vom Verein Oktoberfestmuseum,
aber auch im Wirtschaftsbeirat
Bayern tätig. Ruhestand
hab’ ich eigentlich keinen
(lacht). Seit 7 Jahren nicht, auch
wenn ich mittlerweile 72 bin.
Was bedeutet Heimat für Sie?
Heimat bedeutet Identität für
mich. Das ist der Platz an dem ich
geboren bin, den ich nie verlassen
habe. Hier sind meine Wurzeln.
Da bin i dahoam! Dadurch, dass
die Villa Vogl stets mein zweiter
Wohnsitz war, meine Eltern hier
gelebt haben, unser Familiengrab
in Aicha ist, fühle ich mich immer
zugehörig. Wenn ich von daheim
rede, rede ich vom Landkreis Passau.
Seltsamer Weise nicht von
München, obwohl das mein geliebtes
Lebenszentrum ist, wo ich
Karriere gemacht und so viel erlebt
habe. Sobald ich daheim bin,
ist das stressige München-Geschäft
ganz schnell weg. Das war
schon immer so. Es war auch nie
leicht, wieder wegzufahren. Ehrlich
gesagt: Je älter ich werde,
umso schwerer fällt es mir.
Maria mit der Birne
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul im Heimatort von Gabriele Weishäupl ziert das Gnadenbild „Maria mit der Birne“. Um die Mariendarstellung hält sich eine Legende. Sie besagt, dass sich hier schon sehr früh Menschen ansiedelten und ein kleines Kirchlein mit einer hölzernen Marienfigur errichteten. In einer schweren Zeit, als die Ernte missriet und der Wolf das Vieh weggerissen hatte klagten die Siedler der Mutter Gottes ihr Leid. Dabei erlebten sie ein Wunder: Plötzlich schritt die Gottesmutter lächelnd zur Kirche hinaus und pflückte eine dürftige Frucht von einem Baum. Diese verwandelte sich in eine schöne Birne, die Maria dem Kind auf ihrem Arm reichte. Die Verzweifelten überkam neuer Mut und sie blieben in ihrer Heimat.
Dass Sie ganz hier bleiben, können Sie sich nicht vorstellen?
Nein. Das kommt nicht in Frage.
Ich habe meine schöne Wohnung
in München, ganz in der Nähe der
Isar und dort auch meinen Freundeskreis.
Nicht zu vergessen sind
50 Jahre Leben! Mit den ganzen
Beziehungen und ups and downs.
Ich brauche beides irgendwie,
Aicha und München. Auch mein
Sohn kommt gerne mit aufs Land.
Das war mir immer wichtig, dass
auch er eine Beziehung zu meiner
Heimat hat.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Passauer Land?
Da gibt es mehrere. Ich habe viele
Städte bereist, aber Passau bleibt
meine Lieblingsstadt. Diese wunderschöne
Stadt hat meine Schulzeit
bei den Englischen Fräulein
im Kloster Niedernburg geprägt.
Wenn ich dort bin, gehe ich in die
Klosterkirche, zünde am Grab der
Heiligen Gisela ein Kerzerl an und
bin mit mir im Reinen. Das hat
für mich etwas Meditatives. Auch
durch die Altstadt, bis nach vorne
zur Ortsspitze flaniere ich gerne.
Dort treffen die drei Flüsse zusammen,
ganz in der Nähe liegt das
Kloster. Ein uralter, magischer Ort.
Doch zu meinen Lieblingsplätzen
gehört natürlich auch die Villa
Vogl, in der es so viel zu entdecken
gibt – oder die Ohe und ihre Landschaft.
Besonders die Mühlen entlang
des Flüsschens haben es mir
immer angetan. Dort, wo ich als
Kind das Schwimmen lernte, mit
meinem Vater Schlittschuhlaufen
war oder mit ‚Li und Lo‘, meinen
besten Freundinnen, herumgetollt
bin, gehe ich heute gerne
spazieren und lausche dem Vogelgezwitscher.
So, wie es mein Vater
einst machte, wenn er mich früh
morgens in den Wald mitnahm,
um die Vogelstimmen zu hören.
Hier im Passauer Land hat aber
auch jede Jahreszeit ihren Reiz.
Mike Hager
Uns verrät Mike Hager, was ihn besonders prägte, was Heimat für ihn bedeutet und wo seine Lieblingsplätze im Passauer Land sind.
Regina Schmidtmayer
Wir durften dabei sein, als die Künstlerin Regina Schmidtmayer ein stimmungsvolles Stillleben entstehen ließ.
Ottfried Fischer
Comedy-Ehrenpreisträger Ottfried Fischer erzählt von seiner Kindheit im Passauer Land und warum er vor einigen Jahren wieder in seine alte Heimat zurückgekehrt ist.
Martin Frank
„Auf einen Ratsch“ – wie man hier gerne sagt – treffen wir den Hutthurmer Kabarettisten Martin Frank an der Ilz. Dabei verrät er uns, was Heimat für ihn bedeutet.
Michael Lauss
Bildhauer und Maler Michael Lauss ist ein besonderer Künstler im Passauer Land. Wir besuchen ihn in seiner Bildhauer-Werkstätte in Meßnerschlag bei Wegscheid.
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