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Dahoam im Passauer Land

 

Regina Schmidt­mayer

und die Kunst der Malerei

Die Künstlerin Regina Schmidt­mayer lebt mit ihrem Ehe­mann in Gar­ham. Einem kleinen Ort hoch über dem Do­nau­tal – am Tor zum Baye­ri­schen Wald. Dort entstehen im Atelier der Malerin Zeich­nun­gen aus Pa­stell­kreide, hin und wieder auch Ölmalereien oder Aqua­relle. Im Passauer Land und darüber hin­aus ist die Künstlerin für ihre stimm­ungs­vollen Werke bekannt.
„Mich hat es sehr fasziniert, wenn mein Groß­vater gemalt hat“, sagt Regina Schmidt­mayer. Sie steht in ihrem Atelier und legt ein Stück recht­eckigen Karton auf den Tisch. Daneben stehen zwei Kästen mit far­bigen Krei­den bereit. Hinter der Künst­le­rin wirft die Nach­mit­tags­sonne ihre Strahlen herein. Regina Schmidt­mayer be­ginnt, mit Kohle Umrisse auf den grauen Karton zu zeichnen. Was wild aussieht, ist wohl­über­legt. Gegenüber steht ein Tisch­lein mit ein paar Rosen in einem Krug, einer ve­ne­zia­ni­schen Maske und einigen alten Bü­chern. Wir dürfen dabei sein, wenn die Künst­le­rin ein Stillleben entstehen lässt. Sie be­herrscht ver­schie­dene Techniken. Be­gon­nen hat Regina Schmidtmayer mit Blei­stift­zeich­nun­gen. Von klein auf hatte sie ihrem Groß­vater über die Schulter geblickt, und auch später ihrem Vater. Die gan­ze Familie war von der Kunst ge­prägt. Vielleicht hat man ihr die Gabe in die Wiege ge­legt, sinniert die Künstlerin: „Ich denke schon, dass man ein gewisses Talent braucht.“ Doch mit Talent ist es nicht ge­tan. Als Auto­di­dak­tin An­er­ken­nung zu fin­den, be­deu­tet Ar­beit.
Gabriele Weishäupl

Beruf ist Berufung

Schon nach der mittleren Reife wollte Regina Schmidtmayer Kunst studieren. Doch ihr Va­ter meinte, sie soll­te ihr Le­ben auf solide Beine stel­len. So begann sie eine Aus­bil­dung im Land­rats­amt. Fest das Ziel vor Augen, hatte es die Gar­hamerin ein paar Jahre später doch noch geschafft, von ihrer Kunst leben zu kön­nen. Nach der Geburt ihrer drei Kin­der tausch­te sie den sicheren Job als Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te gegen Mal­kur­se. Zu­nächst beim aka­de­mi­schen Maler und Grafiker Karl Schöttner in Passau und später bei Hermann Eller in Nat­tern­berg, einem Meister der Still­leben, Porträts und Landschaften. Nach der ersten Aus­stel­lung wurde die Leidenschaft Schritt für Schritt zum Beruf. Regionale und internationale Sym­po­si­en und Ausstellungen, etwa in der Ukrai­ne oder in Italien, folgten. Da­von zeugen viele Bilder in ihrem Atelier. Sie zeigen italienische Gas­sen, mediterrane Land­schaften oder de­tail­ge­treue Nah­auf­nah­men von Fisch­märkten. Ge­nau­so offenbaren sich Werke von kar­gen Bäumen und tris­ten Land­strichen in der Ukraine. „Die damit ver­bun­de­nen Erlebnisse öffnen den eigenen Horizont und haben mir gezeigt, dass die Kunst meine Berufung ist. Tat­säch­lich eine Le­bens­be­rei­che­rung“, schwärmt Regina Schmidtmayer. Auch in die Münch­ner Künstlergenossenschaft wur­de die Garhamerin aufgenommen und durfte ihre Werke im Haus der Kunst präsentieren. Mit gleich zwei Kul­tur­prei­sen fand ihre Tätig­keit im Passauer Land große Anerkennung.

Verwurzelt mit der Natur

Hier ist sie zuhause – beruflich und privat. Ob­wohl die Künstlerin gerne Malreisen un­ter­nimmt, spürt man, wie ver­wur­zelt sie mit ihrer Heimat ist. In der Natur findet sie häufig In­spi­ra­tion. Während Regina Schmidt­mayer die Kon­tu­ren für ihr Stillleben fast fertig ge­zeich­net hat, erzählt sie, wie gerne sie draußen malt. „In der Natur brau­che ich mich bloß um­se­hen, dann finde ich unendlich viele Motive. Jedes Ding ist ma­lens­wert“, er­klärt sie. Regina Schmidt­mayer ar­beitet realistisch. Kaum ober­fläch­lich und selten ab­strakt. „Es ist schön, mal was Abstraktes zu malen, trotzdem lande ich im­mer wieder beim Gegen­ständ­li­chen. Viel­leicht weil es mir bes­ser liegt“, sagt die Künst­le­rin. Lieber erfasst sie de­tail­getreu den Kern ei­nes dargestellten Objekts. Ne­ben der Aqua­rell­malerei versteht sie die Ölmalerei, das Arbeiten mit Kreide und Koh­le, die Lithographie und das Zeichnen mit Bleistift. Am liebs­ten ist ihr jedoch die Pastellkreide. Diese lässt sich auch im Alltag leicht ein­set­zen. Man braucht weder Was­ser noch Lösungsmittel. Le­dig­lich Fixativ. „Mit Pas­tell­krei­de kann man ganz lo­cker ar­bei­ten. Das Bild kann aussehen wie eine einfache Zeichnung, aber auch wie ein Ge­mäl­de“. Wenn sie ein besonderes Motiv entdeckt hat, fährt Regina Schmidt­mayer oft mit ihrer Ausrüstung nochmal hin und malt es. „Die Margeriten da vorne sind mir am Ein­gang zum Garhamer Fried­hof untergekommen. Diese schlich­ten Blu­men faszinieren mich. Da spürte ich sofort eine Verbindung. Die brauche ich, um zu ma­len. Da hab’ ich das Ge­fühl, diese Objekte sind mir jetzt im Herzen nah“, sagt sie und zeigt auf ein Bild in ihrem Ate­lier. Das sei häufig auch der Grund, warum sie sich nur schwer von manchen Werken trennen kann, lacht die Künst­lerin.

„Rosenzeit“

Ihr Blick geht zurück zum Stillleben. „Jetzt lege ich die Grundfarbe fest“, sagt sie und nimmt ei­ne braune Krei­de zur Hand. Zunächst koloriert sie den Krug, in dem die Ro­sen stehen. Wischt mit der rechten Hand. Sorgt mit einer dunk­le­ren Kreide für Schat­tie­run­gen, über­legt kurz und greift zu einer gelben Krei­de. Diese lässt sie über die Rosen gleiten. Drückt mal stärker an, gibt orange dazu und verwischt die Über­gän­ge. Das sieht man an ihren Hän­den. „Man wird ein bisschen farbig, aber das lässt sich ab­wa­schen“, sagt die Künst­le­rin. Sie arbeitet mal an den Blumen, mal an den Bü­chern. Wenn ei­ne Farbe zu sehr in den Vor­der­grund rückt, bringt sie eine andere stär­ker ein. Verschiedene Nuancen werden sicht­bar. So sorgt Regina Schmidtmayer für eine abwechslungsreiche Stim­mung. „Bei diesem Stillleben ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu be­schrän­ken. Der Ge­samt­ein­druck zählt, nicht das kleinste De­tail“, so die Expertin. Und der gelingt ihr. Was leicht und locker von der Hand geht, ist rich­ti­ge Arbeit und ver­langt Konzentration. Nach etwa einer Stunde be­trach­tet Regina Schmidt­mayer ihr Werk. Schüttelt ein­zel­ne Pigmente ab und fixiert die Krei­de mit Fi­xier­spray. Eine Aerosol- Wolke hüllt die Künstlerin und ihr neuestes Werk ein. Es trägt den Titel „Rosen­zeit“. Passend zu diesem Juni-Nachmittag.

Farbig, nicht bunt

Ihre Werke sind farbenfroh, aber nicht bunt. „Die Farbgebung muss harmonisch und na­tür­lich sein. Je­der Künst­ler hat seine eigene Farb­palette. Der eine malt sehr kräftig und leuch­tend. Der andere nimmt lieber leichte Farb­töne. Was mir gut tut, sind wei­che, erdige Far­ben“, erklärt die Autodidaktin. Jedes Bild gibt es nur einmal. Ein zwei­tes Mal klappt es nicht. „Da könnte ich mich oft ärgern“, lacht sie. Auch Un­ter­brech­ungen mag sie nicht gerne. Am liebs­ten zieht sie durch, fängt an und malt das Bild fertig. Auf die Uhr schaut sie da­bei nicht. Regina Schmidtmayer geht zu einem Bild von einer detailgetreu ge­zeich­ne­ten Fliege. Als sie es hoch­hält, erzählt sie, dass das Werk binnen weniger Minuten ent­stan­den sei. Andere da­ge­gen bräuchten meh­re­re Stunden. So haben sich in den letzten 35 Jahren unzählige Werke mit unter­schied­li­chen Motiven an­ge­sam­melt. „Am Anfang malt man sehr detailliert. Mit der Zeit wird man ein bi­sschen lockerer. Dann geht es vielleicht auch ins Expressive. Das ent­wi­ckelt sich“, so die Künstlerin. An der Volks­hoch­schu­le bringt sie an­de­ren Men­schen das Malen nä­her. Unter ihrer Anleitung werden klas­si­sche Stillleben, Blumen­still­leben, Land­schaf­ten und Porträts gemalt. Um es wirklich zu be­herr­schen, soll­te man am Ball blei­ben. „Man muss schon viel arbeiten, um weiterzukommen“, sagt sie. Sich auf ihren Lor­bee­ren auszuruhen, kommt für Regina Schmidtmayer auch als eta­blier­te Künstlerin nicht in Fra­ge. „Ich denke immer: Was könnte ich besser mach­en? Diese Unzufriedenheit nervt manch­mal, ist aber wich­tig, um nicht stehen zu bleiben“, bekräftigt sie. Mit der Kunst hat sie auch ihren Ehemann Walter an­ge­steckt. Er schafft in seiner Freizeit Skulpturen aus Holz, Stein, Glas oder Metall. Sie zieren den Garten der Familie. Ein Kleinod, das sich das Ehepaar in den ver­gan­genen Jah­ren geschaffen hat und immer wie­der zur In­spi­ra­ti­on heranzieht. Dort, wo bereits ihr Groß­va­ter und Vater gemalt haben, konnte Regina Schmidtmayer ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Ihre Lie­be zur Malerei gibt sie hoffentlich auch an ihre En­kel­kinder weiter.
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