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Dahoam im Passauer Land

 

Michael Lauss –

Ein bedeutender Künstler im Passauer Land

Der Bildhauer und Maler Michael Lauss ist in Weg­scheid daheim. Ge­nauer in Meßnerschlag. Einem kleinen Dörf­chen an der Grenze zu Ober­öster­reich. Dort, am Rande des Passauer Landes, hat der 65-Jährige auch seine Bild­hauer-Werkstätte einge­richtet und lässt be­deu­tende Kunst­werke ent­stehen. Der Rohstoff dafür stammt aus den um­liegenden Wäldern.

Zunächst prasselt die Kettensäge unerbittlich. Laut und gewaltig. Beides ist der sym­pa­thische Künstler, der die Säge führt, nicht. Michael Lauss glänzt durch seine bescheidene und positive Art. Seine Kunst­werke schaffen Raum und sind gleichzeitig unaufdringlich. Völlig durchdacht und voller Facetten. Die pastelligen Farben freundlich, so wie der Mann dahinter. Aufgewachsen ist der Maler und Bildhauer im benachbarten Nebelberg. Nur wenige Meter hinter der österreichischen Grenze. Er hatte Ateliers in Linz und in Passau. Heute lebt und arbeitet Michael Lauss in Meßner­schlag im Wegscheider Land. In einem unscheinbaren Holzschuppen lässt er seine Werke entstehen. Als er das schwere Tor öffnet, kommt ein großes Pferd zum Vorschein. Ganz dynamisch steht es da. „Das Pferd ist für eine Ausstellung auf der Neuburg“, erklärt er. Seine Arbeiten sind alle zerlegbar und innen hohl. „Ich baue immer um einen imaginären Raum herum. Egal ob bei abstrakten, tierischen oder mensch­lichen Formen“, sagt Michael Lauss, als er ein Stück Holz abnimmt und der Hohlraum des Pferdes ersichtlich wird. Doch bis der Schimmel fertig war, hatte er eine Menge Arbeit. Mehr als drei Monate werkelte er tagtäglich daran.

Aller Anfang ist schwer

Auf die Frage, wie er zur Kunst gekommen ist, lacht Michael Lauss herzlich. „Ich stamme aus einer bäuer­lichen Familie. Kunst war nie Thema. Meine Mutter wollte, dass ich Pfarrer werde“, sagt er. Als Jugendlicher besuchte er dafür sogar das Internat in Kremsmünster. Doch er merkte, der Wunsch seiner Mutter entsprach nicht seiner eigenen Vorstellung vom Leben. Nach dem Internat habe er ganz gewöhnliche Dinge gemacht, war Bäcker und Fernfahrer, so der Bildhauer. „Mit dem Lkw bin ich viel in Spanien, Griechenland und Italien unterwegs gewesen. Irgendwann ist der Knoten geplatzt und ich hab’ gedacht: Du solltest eigentlich das tun, was du tun willst. So ist die Idee entstanden, künstlerisch tätig zu werden“. Doch aller Anfang war schwer. Michael Lauss hatte schließlich eine Familie zu ernähren. „Es ist sehr schwer, von der eigenen Kunst zu leben, daher habe ich die Werkstatt Wegscheid gegründet. Die Idee dahinter war, kunsthandwerkliche Arbeiten von verschie­denen Schnitzern und Künstlern zu verkaufen, aber auch selbstherzustellen, um mir meinen Lebens­unter­halt zu verdienen“, erklärt Michael Lauss. Er schnitzte schöne Figuren, das, was die Kunden im Laden kaufen wollten. Dadurch war es ihm möglich, sich intensiv mit den künstlerischen Fragestellungen unserer Zeit zu beschäftigen. Michael Lauss entdeckte die Bildhauerei für sich. Weil die zeitgenössische Kunst am Land kaum Zustimmung fand, richtete er sich in den 1990er Jahren in der Passauer Altstadt ein Atelier ein. Dort konnte er seinen künstlerischen Studien über Ästhetik, Schönheit, Oberfläch­lich­keit, Intensität und Echtheit nachgehen und machte sich einen Namen. Nicht nur in der Kunstszene, auch in der Region und weit über das Passauer Land hinaus. Davon zeugt auch der Kulturpreis, der ihm 2007 vom Landkreis Passau verliehen wurde. Oder der Zulauf seiner Ausstellungen.

Fröhlich und facettenreich

Mittlerweile arbeitet er von seinem Anwesen in Meßnerschlag aus. Hier in seiner Holzbild­hauer- Werkstatt hat Michael Lauss auch die „Bavaria“, das Wahrzeichen der Landesaus­stellung „Bier in Bayern 2016“ herge­stellt. Oder die Nixe Isa, die in Jochenstein auf die Donau niederblickt und ein beliebtes Fotomotiv für Urlauber und Einheimische ist. Er brennt für seine Arbeit und versucht das zuzulassen, was das Holz vorgibt oder aus seinem Inneren heraussprudelt. Seine Kunst hat viele Facetten. Michael Lauss beschränkt sich weder auf eine figurative Darstellung, noch auf abstrakte Gebilde. „Mein Metier ist es, etwas zu konstru­ieren, das zerlegt und zusammengebaut werden kann. Das kann ein Tier sein, ein Bild, aber auch ein Häuschen oder eine Madonna“, bekräftigt der Holzbildhauer. Damit hat er seine eigene Handschrift herausgearbeitet. Dennoch drehen sich fast alle seine Arbeiten um den Menschen. Selbst wenn er Ab­strak­tes schafft, geht er von seiner eigenen Dimension aus. „Jedes Werk hat seine Aussage“, so der Meßnerschläger. Er vergibt nur einfache Titel, die immer etwas mit dem Dargestellten zu tun haben. Das kann auch nur ein Hinweis auf eine Farbe oder ein Feld sein. „Ich möchte den Betrachter keine fantasierte Vorstellung geben. Er soll heraus­finden, was die Skulptur oder das Bild in ihm auslöst“, erzählt er, als wir in sein Lager, direkt über der Bildhauer-Werkstatt, gehen. Denn er ist sich bewusst, dass jeder Kunst anders sieht. Die Farbgebung seiner modular zusammengesetzten Skulp­turen ist einzigartig. Sehr harmonisch. Und lässt ein Durchscheinen der natürlichen Holzstruktur zu. Das ist dem Künstler auch wichtig: „Mit einer Farbe kann man eine Leichtigkeit vermitteln. Ich krieg’ immer wieder gesagt, meine Arbeiten würden sehr viel Optimismus, Fröhlichkeit und Lebensfreude aus­strah­len. Das geht natürlich runter wie Öl“, lacht Michael Laus, denn genau das möchte er darstellen. Auch wenn die Themen – genau wie das Leben – nicht immer positiv sind. Neben der Ausei­nan­dersetzung mit Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte hat er sich be­sonders mit der griechi­schen My­tho­logie befasst. All das fließt in irgendeiner Weise in seine Werke mit ein.

Eiche, Lärche und Esche

„Irgendwie ist es schon verrückt, wie manche Ideen entstehen“, sagt er, als wir wieder in der Werkstatt ange­kommen sind und wendet sich einem halben Torso zu. Er ist noch im Roh­zustand. Und wie die meisten seiner Kunst­werke aus Holz konstruiert. „Ich hatte ein Stück Eichenholz, das innen nicht mehr so frisch war, nachdem ich es ausgehöhlt hatte, dachte ich: Das ist ja ein halber Torso! Darauf habe ich dann aufge­baut“, erklärt der Bild­hauer. Verwen­dung finden bei ihm insbe­son­dere Eiche, Lärche und Esche. Die einzelnen Module werden mit Holzdübeln befestigt. Michael Lauss verwendet keinen Leim. Per Hand passt er die Bauteile zusammen, bohrt dann ein Loch und schlägt den Dübel ein. Damit bleiben die Kunstwerke ein bisschen beweg­lich und das Holz kann „arbeiten“. „Bei meiner Arbeit steht nicht das Genaue im Mittelpunkt, sondern die Freiheit, auch eine Absurdität abbilden zu dürfen. Ein Tischler würde einen Knopf ins Hirn bekommen. Der arbeitet natürlich ganz anders“, lacht Michael Lauss, während er die Beize aufrührt. Als Künstler habe er keine Motivation, die Natur am besten abzubilden, sondern aus der Intuition heraus und nicht vom Verstand geleitet zu arbeiten. So kann er eine unmittel­bare, unbe­dachte Sichtweise zulassen. Wenn alle Module der Skulptur zusammengesetzt sind, bemalt sie der Künstler mit einer Grun­dierung auf Essigbasis. „Jedes Gehölz reagiert anders. Das hier wird dunkler als das daneben. Am schnellsten reagiert Eiche“, sagt er und malt weiter. Damit ist schon die Grundfarbe unterschiedlich. Wenn sie trocken ist, geht Michael Lauss mit anderen Farben drüber, um eine Schattierung zu erhalten. „Das ist jedes Mal aufs Neue ein kleines Ex­peri­ment. Ich muss erst herausfinden, wie ich es haben will. Ist ein Bauteil angemalt, muss ich erkennen, welche Farbe für das nächste nötig ist“, erklärt er. Das Malen ist für Michael Lauss eine medi­tative Arbeit. Neben der Holzbildhauerei be­treibt er auch die Ölmalerei und prä­sentiert seine Werke auf Ausstellungen gerne der Öffentlichkeit.
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