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Passauer Landlust

 

Rein, frisch und pur im Geschmack

zu Besuch bei 27grad Rohkostöle

Portrait

 
 
 
Ellen
Hirsch

Manuel Hagel und Elisabeth Anetseder

In Oberkümmering, einem klei­nen Dörfchen bei Hau­zen­berg, stellt Ellen Hirsch mit ihrer wassergekühlten Öl­müh­le Rohkostöle her. In Bio­qua­li­tät und von Hand. Die Zu­ta­ten dafür stammen überwiegend aus dem Pas­sauer Land. So ver­lassen die Manufaktur frisch gepres­stes Leinöl, Hanf­öl und Schwarzkümmel­öl. Flüssige Kraftpakete, die voll sind an gesundheits­för­dern­den Stoffen.

Pure Reinheit tropft aus den glänzend braunen Fläschchen, als Ellen Hirsch zur Ver­kos­tung bittet. Die Grafik­de­sig­ne­rin stellt unter ihrem Label „27-Grad-Rohkostöle“ ver­schie­dene Bio-Rohkostöle her. Dafür verwendet sie nur beste Saaten von höchster Bio-Qualität. Hanf und Lein­samen stammen aus Nieder­bay­ern, über­wie­gend aus dem Passauer Land. Regionalität und kurze Transportwege sind Ellen Hirsch sehr wichtig. Bis hierhin musste sie sich erst eine Wert­schöpfungskette aufbauen und einige Hürden meistern. „Lediglich beim Schwarz­küm­mel scher ich ein bisschen aus. Der ist bei uns schwer zu kultivieren. Er mag es heiß und trocken, hat eine lange Vegetationszeit“, er­klärt sie. Daher be­zieht Ellen Hirsch ihren Schwarz­kümmel von einem Bio-Bauern aus Ägypten.

Doch vor der Verkostung im Garten der leiden­schaft­lichen Hobbygärtnerin durften wir ihr bei der Her­stellung von Lein­öl über die Schulter blicken. Wie sie auf dem Weg in ihre „Küche“ erzählt, kam sie durch einen Urlaub an der Ostsee auf die Idee, Rohkostöl her­zu­stellen. Als sie und ihr Ehemann in einem Hof­laden einkauften, stellte ihnen der Inhaber sein Leinöl vor. „Mir war zwar bewusst, dass Leinöl sehr gesund ist, aber ich mochte es nie. Man kennt es oft ein bisschen fischig und bitter. Bei der Verkostung des Roh­kost­öls wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Es schmeck­te hervorragend frisch“, zeigt sich Ellen Hirsch begeistert. Fortan bestellte sie dort frische Öle für sich, Freunde und Bekannte. Doch der Gedanke, die Herstellung selbst anzu­greifen, wurde immer stärker. Nach ein paar Wochen Praktikum an der Ostsee schaffte sie sich 2019 eine Ölmühle an und investierte in die räum­lichen Gegebenheiten. Wir gehen die Keller­treppe hinunter. In einem Raum mit Edel­stahl­küche und gelber Wand steht die Ölmühle.

27grad

Mit Liebe gemacht

Besonders beliebt sei ihr Leinöl, verrät Ellen Hirsch dort unten. Je nach Bestellungslage presst sie zwei bis drei­mal pro Woche. Bereits beim Zusammenbauen der elektrisch betriebenen Öl­mühle ist Sorgfalt ge­bo­ten. An­schlie­ßend dauert es einige Minuten zum Aufwärmen. In­zwi­schen bereitet Ellen Hirsch ihre Saaten vor und kümmert sich um die Press­protokolle. Dafür muss sie genau abwiegen, wie viel Kilogramm von welchen Saaten sie verpresst. Doch der Ertrag ist nicht immer gleich. Als Ellen die erste Schüssel Lein­sa­men in den Trichter der Mühle einfüllt, erzählt sie: „Beim Pressen merkt man, dass Lein­saat ein Natur­pro­dukt ist. Es kann sein, dass aus einem Sack Leinsaat sechs Liter Öl rausgehen. Manchmal sind es aber auch bloß vier oder fünf Liter“, und erklärt weiter: „Das hängt häufig auch mit der Trocken­heit der Saat zusam­men. Liegt die Erntezeit weiter zurück, ist der Ertrag geringer“.

Aus einem kleinen Hahn tropft goldgelb das fri­sche Öl. Ellen füllt immer wieder Lein­samen nach. „Die ver­wen­deten Saaten sind übrigens keimfähig und unbehandelt. Be­vor sie in die Ölmühle kommen, werden sie weder erhitzt noch geröstet“, versichert die Hauzenbergerin. Da­durch verzichtet sie zwar auf Ertrag, gesund­heits­fördernde In­halts­stoffe bleiben jedoch erhalten. Dazu trägt auch die Wasserkühlung ihrer Öl­mühle bei. Denn selbst beim Kalt­pressen von Ölen werden durch Druck und Reibung schnell Tem­pe­ra­turen von bis zu 100 Grad erreicht. Wie der Name „27-grad-Rohkostöle“ schon verrät, kommt Ellens Öl über eine Wohl­fühl­temperatur von 27 bis maximal 35 Grad nicht hinaus. So bleiben wertvolle Vita­mine und Antioxidantien im Rohkostköl. Das Öl sammelt sich in einem gläsernen Bottich. Noch sind einige Trübstoffe zu er­ken­nen. Den ganzen Raum erfüllt ein Duft von Heublumen.

Wie kommt man darauf, Rohkostöle zu pressen?

„Alles begann 2014, durch einen Ur­laub an der Ostsee. Mein Mann und ich mach­ten eine Rad­tour im Klützer Win­kel, als wir ei­nen alten Bauernhof mit Hofladen ent­deck­ten. Der Biobauer hat uns damals seine Roh­kostöle vorge­stellt. Spe­ziell das Leinöl. Bei der Ver­kostung war ich sofort be­geis­tert. Ich wuss­te gar nicht, dass Leinöl so gut schmecken kann. Auch die Her­stellung hat mich fas­ziniert. So sind wir mit ei­ni­gen Fläsch­chen Öl nach Hause ge­fah­ren. An­fangs be­stellte ich häufig für mei­ne Fa­mi­lie und Freunde. Im Hin­ter­kopf hatte ich al­ler­dings immer die Idee, sel­ber Rohkostöle her­zustellen. 2019 pack­te ich es dann end­lich an, rich­tete im Keller unseres Wohn­hau­ses alles vor­schrifts­gemäß an und be­stellte mir eine wasser­ge­kühlte Ölmühle. Dann gab’s kein Zurück mehr (lacht). “

27grad
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Kleine Kraftpakete

Die Rohkostöle gelten als wahrer Gesund­brun­nen. Viele ihrer Kunden nehmen sie pur zu sich oder ver­wen­den sie in der Küche, etwa für Sa­lat­dressings, zu Gemüse oder Brot. Leinöl wird eine positive Wirkung auf das Herz-​Kreislauf-System zugeschrieben. „Es ist das Öl zur Gefäßpflege“, sagt Ellen Hirsch. Hanföl soll den Zell­schutz ak­ti­vieren und entzündungs­hem­mend wirken. Schwarz­kümmelöl ist ein Allrounder. Ihm wird eine antioxidative, antient­zünd­liche und anti­kan­zerogene Wirkung zugeschrieben. Heil­prak­tiker setzen es auch gerne zur Heuschnupfen-Therapie ein. Ellen Hirsch ist sich der positiven Wirkung sicher: „In einem Saatkorn muss unheimlich viel Kraft stecken. Wa­rum sonst entsteht aus einem kleinen Körn­chen eine Pflanze, die oft kiloweise Früchte hervorbringt? Diese Kraft muss auch uns Menschen gut tun“, wagt sie einen guten Ver­gleich und fährt fort: „Durch das behutsame Heraus­lö­sen der In­halts­stoffe werden sie für unseren Or­ga­nis­mus zu­gäng­lich. Deshalb sind pflanzliche Öle so wert­voll.“ Einige ausgezeichnete Restaurants aus der Region setzen auf Ellens Rohkostöle. Zum Beispiel das Johanns in Waldkirchen, der Gidi­bauer in Hauzenberg oder die Umami Bar in Passau.
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Nachhaltig durch und durch

Zurück zum Pressvorgang: An der Stirnseite der Ölmühle drückt sich eine zähe braune Masse aus der Matrize „Das ist der Presskuchen“, sagt Ellen Hirsch. Er ist relativ trocken und fällt in einen Pa­piersack. Auch hier kommt ein nach­hal­ti­ger Kreis­lauf zum Tragen. Den Presskuchen ver­füt­tert ein Biobauer an seine Hühner. Das Abfall­pro­dukt steckt voller Proteine, wodurch sich Soja ein­sparen lässt. Doch auch im Ölbottich entsteht ein Nebenprodukt. Je nach Saat setzen sich die Trübstoffe ab. Daraus entsteht Hanf-, Schwarz­kümmel- oder Lein­mus. Nach­dem sich das Lein­öl ein bisschen abgesetzt hat, füllt es Ellen Hirsch in kleine braune Flaschen ab. Es wird weder zen­tri­fugiert, noch gefiltert und bleibt naturtrüb. Am Schluss klebt sie noch das passende Etikett drauf. „Leinöl hält sich zwei Monate, Hanföl drei und Schwarz­kümmel­öl sogar neun Monate“, erklärt sie. Weil es gegen Wärme und Licht empfindlich ist, wird es am besten im Kühl­schrank aufbe­wahrt.

Pur, rein und köstlich

Nach dem Pressen treffen wir uns zur Verkostung im Garten. Strahlend gelb fließt das Leinöl auf einen Teller. Es schmeckt leicht und frisch. Ein bisschen nach Heublumen. Richtig rein. „Die Rohkostöle schme­cken wie die Saat selbst. Des­halb braucht man zur Herstellung eine gute Qua­lität. Das Endprodukt verzeiht dir nichts“, sagt Ellen Hirsch. Richtig nussig schmeckt dagegen das Hanföl. Es schimmert gelb-grünlich. Hier sind zwei ver­schie­dene Sorten Hanf gepresst wor­den. In der Regel genießt man die Öle etwas ge­kühlt. Durch die Sommer­sonne hat sich das Hanf­öl leicht erwärmt. Dadurch verstärkt sich das köstliche Aroma.

„Jetzt wird’s hart“, lacht Ellen Hirsch und greift zum Schwarzkümmelöl. Goldgelb fließt es auf den Teller. Wir tauchen ein Stück Brot ein. Im Mund löst es eine wahre Ge­schmacks­explosion aus. Das Öl schmeckt sehr würzig, leicht pfeffrig-scharf. Für orien­talische Gerichte, Humus und Salate sicherlich eine Berei­che­rung. Ellen Hirsch mischt es gerne in Ing­wershots, die sie morgens als Muntermacher genießt. Zum Schluss dre­hen wir noch eine Runde durch ihren Garten. Rin­gel­blumen, Bohnen, Salate und Kräu­ter wachsen hier. Dabei erfahren wir, dass die Hauzenbergerin ihr Repertoire gerne noch erweitern möchte. Wir dürfen also gespannt sein!

Rezept-Tipp

von Ellen Hirsch
Geschnittener Ingwer

für 2 Personen
2 EL Kurkumapulver
100 g frischer Ingwer
1 EL 27gradLeinöl oder
27gradSchwarzkümmelöl
100 ml Apfelsaft
Saft einer Orange
Saft einer Zitrone
1 TL Honig oder Agavendicksaft

Ingwer schälen, klein würfeln und zu­sammen mit Kurkumapulver und Apfel­saft pürieren / mixen. Wer keine Ingwer­stückchen im Shot mag, gibt die Flüssig­keit durch ein Sieb und mixt sie mit dem Öl, dem frisch gepressten Saft der Orange, der Zitrone und dem Honig nochmal kurz auf.

Der Ingwershot hält sich im Kühl­schrank gut ein bis zwei Tage. Ein Wach­macher und Energiekick für den ganzen Tag.

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