Passauer Landlust
Rein, frisch und pur im Geschmack
zu Besuch bei 27grad Rohkostöle
Portrait
Ellen
Hirsch
In Oberkümmering, einem kleinen Dörfchen bei Hauzenberg, stellt Ellen Hirsch mit ihrer wassergekühlten Ölmühle Rohkostöle her. In Bioqualität und von Hand. Die Zutaten dafür stammen überwiegend aus dem Passauer Land. So verlassen die Manufaktur frisch gepresstes Leinöl, Hanföl und Schwarzkümmelöl. Flüssige Kraftpakete, die voll sind an gesundheitsfördernden Stoffen.
Pure Reinheit tropft aus den glänzend braunen Fläschchen, als Ellen Hirsch zur Verkostung bittet. Die Grafikdesignerin stellt unter ihrem Label „27-Grad-Rohkostöle“ verschiedene Bio-Rohkostöle her. Dafür verwendet sie nur beste Saaten von höchster Bio-Qualität. Hanf und Leinsamen stammen aus Niederbayern, überwiegend aus dem Passauer Land. Regionalität und kurze Transportwege sind Ellen Hirsch sehr wichtig. Bis hierhin musste sie sich erst eine Wertschöpfungskette aufbauen und einige Hürden meistern. „Lediglich beim Schwarzkümmel scher ich ein bisschen aus. Der ist bei uns schwer zu kultivieren. Er mag es heiß und trocken, hat eine lange Vegetationszeit“, erklärt sie. Daher bezieht Ellen Hirsch ihren Schwarzkümmel von einem Bio-Bauern aus Ägypten.
Doch vor der Verkostung im Garten der leidenschaftlichen Hobbygärtnerin durften wir ihr bei der Herstellung von Leinöl über die Schulter blicken. Wie sie auf dem Weg in ihre „Küche“ erzählt, kam sie durch einen Urlaub an der Ostsee auf die Idee, Rohkostöl herzustellen. Als sie und ihr Ehemann in einem Hofladen einkauften, stellte ihnen der Inhaber sein Leinöl vor. „Mir war zwar bewusst, dass Leinöl sehr gesund ist, aber ich mochte es nie. Man kennt es oft ein bisschen fischig und bitter. Bei der Verkostung des Rohkostöls wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Es schmeckte hervorragend frisch“, zeigt sich Ellen Hirsch begeistert. Fortan bestellte sie dort frische Öle für sich, Freunde und Bekannte. Doch der Gedanke, die Herstellung selbst anzugreifen, wurde immer stärker. Nach ein paar Wochen Praktikum an der Ostsee schaffte sie sich 2019 eine Ölmühle an und investierte in die räumlichen Gegebenheiten. Wir gehen die Kellertreppe hinunter. In einem Raum mit Edelstahlküche und gelber Wand steht die Ölmühle.
Mit Liebe gemacht
Besonders beliebt sei ihr Leinöl, verrät Ellen Hirsch dort unten. Je nach Bestellungslage presst sie zwei bis dreimal pro Woche. Bereits beim Zusammenbauen der elektrisch betriebenen Ölmühle ist Sorgfalt geboten. Anschließend dauert es einige Minuten zum Aufwärmen. Inzwischen bereitet Ellen Hirsch ihre Saaten vor und kümmert sich um die Pressprotokolle. Dafür muss sie genau abwiegen, wie viel Kilogramm von welchen Saaten sie verpresst. Doch der Ertrag ist nicht immer gleich. Als Ellen die erste Schüssel Leinsamen in den Trichter der Mühle einfüllt, erzählt sie: „Beim Pressen merkt man, dass Leinsaat ein Naturprodukt ist. Es kann sein, dass aus einem Sack Leinsaat sechs Liter Öl rausgehen. Manchmal sind es aber auch bloß vier oder fünf Liter“, und erklärt weiter: „Das hängt häufig auch mit der Trockenheit der Saat zusammen. Liegt die Erntezeit weiter zurück, ist der Ertrag geringer“.
Aus einem kleinen Hahn tropft goldgelb das frische Öl. Ellen füllt immer wieder Leinsamen nach. „Die verwendeten Saaten sind übrigens keimfähig und unbehandelt. Bevor sie in die Ölmühle kommen, werden sie weder erhitzt noch geröstet“, versichert die Hauzenbergerin. Dadurch verzichtet sie zwar auf Ertrag, gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe bleiben jedoch erhalten. Dazu trägt auch die Wasserkühlung ihrer Ölmühle bei. Denn selbst beim Kaltpressen von Ölen werden durch Druck und Reibung schnell Temperaturen von bis zu 100 Grad erreicht. Wie der Name „27-grad-Rohkostöle“ schon verrät, kommt Ellens Öl über eine Wohlfühltemperatur von 27 bis maximal 35 Grad nicht hinaus. So bleiben wertvolle Vitamine und Antioxidantien im Rohkostköl. Das Öl sammelt sich in einem gläsernen Bottich. Noch sind einige Trübstoffe zu erkennen. Den ganzen Raum erfüllt ein Duft von Heublumen.
Wie kommt man darauf, Rohkostöle zu pressen?
„Alles begann 2014, durch einen Urlaub an der Ostsee. Mein Mann und ich machten eine Radtour im Klützer Winkel, als wir einen alten Bauernhof mit Hofladen entdeckten. Der Biobauer hat uns damals seine Rohkostöle vorgestellt. Speziell das Leinöl. Bei der Verkostung war ich sofort begeistert. Ich wusste gar nicht, dass Leinöl so gut schmecken kann. Auch die Herstellung hat mich fasziniert. So sind wir mit einigen Fläschchen Öl nach Hause gefahren. Anfangs bestellte ich häufig für meine Familie und Freunde. Im Hinterkopf hatte ich allerdings immer die Idee, selber Rohkostöle herzustellen. 2019 packte ich es dann endlich an, richtete im Keller unseres Wohnhauses alles vorschriftsgemäß an und bestellte mir eine wassergekühlte Ölmühle. Dann gab’s kein Zurück mehr (lacht). “
Kleine Kraftpakete
Nachhaltig durch und durch
Pur, rein und köstlich
Nach dem Pressen treffen wir uns zur Verkostung im Garten. Strahlend gelb fließt das Leinöl auf einen Teller. Es schmeckt leicht und frisch. Ein bisschen nach Heublumen. Richtig rein. „Die Rohkostöle schmecken wie die Saat selbst. Deshalb braucht man zur Herstellung eine gute Qualität. Das Endprodukt verzeiht dir nichts“, sagt Ellen Hirsch. Richtig nussig schmeckt dagegen das Hanföl. Es schimmert gelb-grünlich. Hier sind zwei verschiedene Sorten Hanf gepresst worden. In der Regel genießt man die Öle etwas gekühlt. Durch die Sommersonne hat sich das Hanföl leicht erwärmt. Dadurch verstärkt sich das köstliche Aroma.
„Jetzt wird’s hart“, lacht Ellen Hirsch und greift zum Schwarzkümmelöl. Goldgelb fließt es auf den Teller. Wir tauchen ein Stück Brot ein. Im Mund löst es eine wahre Geschmacksexplosion aus. Das Öl schmeckt sehr würzig, leicht pfeffrig-scharf. Für orientalische Gerichte, Humus und Salate sicherlich eine Bereicherung. Ellen Hirsch mischt es gerne in Ingwershots, die sie morgens als Muntermacher genießt. Zum Schluss drehen wir noch eine Runde durch ihren Garten. Ringelblumen, Bohnen, Salate und Kräuter wachsen hier. Dabei erfahren wir, dass die Hauzenbergerin ihr Repertoire gerne noch erweitern möchte. Wir dürfen also gespannt sein!
Rezept-Tipp
für 2 Personen
2 EL Kurkumapulver
100 g frischer Ingwer
1 EL 27gradLeinöl oder
27gradSchwarzkümmelöl
100 ml Apfelsaft
Saft einer Orange
Saft einer Zitrone
1 TL Honig oder Agavendicksaft
Ingwer schälen, klein würfeln und zusammen mit Kurkumapulver und Apfelsaft pürieren / mixen. Wer keine Ingwerstückchen im Shot mag, gibt die Flüssigkeit durch ein Sieb und mixt sie mit dem Öl, dem frisch gepressten Saft der Orange, der Zitrone und dem Honig nochmal kurz auf.
Der Ingwershot hält sich im Kühlschrank gut ein bis zwei Tage. Ein Wachmacher und Energiekick für den ganzen Tag.