Dahoam im Passauer Land
Mike Hager
der gebürtige Ruhstorfer verrät uns seine Lieblingsplätze im Passauer Land
Mike Hager ist in Bayern wohl besser bekannt als der Leberkäs-Semmel-vernichtende Studiotechniker Nullinger. Über 20 Jahre lang mimte der Radiomoderator die Kultfigur und wurde zum Gesicht von Antenne Bayern. Doch hinter dem Comedian steckt ein Geldexperte.
Mike Hager schaffte es vom Schuldner zum Millionär und brachte im Mai 2021 ein Buch heraus, in dem er sein Erfolgsgeheimnis verrät.
Der SPIEGEL Bestseller-Autor stammt
aus dem Passauer Land. Er wuchs
in Ruhstorf an der Rott auf und verbrachte
seine Kindheit und Jugend
zwischen Siedlung, Rott und den unzähligen
Baggerseen. Uns verrät er,
was ihn besonders prägte, was Heimat
für ihn bedeutet und wo seine Lieblingsplätze
im Passauer Land sind.
Herr Hager, wo und wie sind Sie aufgewachsen?
Mitten in Ruhstorf. Dort hab ich eine
wunderschöne Kindheit erlebt. Im
Sommer haben wir auf unserer Siedlungsstraße
mit Kreide gemalt und
Federball gespielt. Waren ständig
mit dem Radl unterwegs. Ruhstorf
und Pocking sind so nah beisammen
und von der Gegend her so flach, da
fährt man schnell hin und her. Wir
sind in den Wald gegangen, durch die
Maisfelder gestreift, haben den Bach
aufgestaut, um zu baden, und waren
oft an der Rott. Vor allem das Wehr
hat uns fasziniert. Was natürlich sehr
gefährlich war und uns immer wieder
Ärger eingehandelt hat (lacht).
Der Baggersee in Ruhstorf war eine
Sensation, genau wie die ganzen Kiesweiher
zwischen Pocking und Kirchham.
Im Winter waren wir ständig
am Pockinger Baggersee, der war super
zum Schlittschuhlaufen. Im Hintergrund
haben die Eisstockschützen
geschossen, gelacht und geschimpft.
Alle heiligen Zeiten sind wir auf Passau
rein gefahren. Die Fußgängerzone
mit ihren vielen Geschäften war
schon großes Kino. Da hat es sogar
einen McDonald’s gegeben, wo wir
leider nicht rein durften (lacht). Ich
muss sagen, meine Kindheit in Niederbayern
war unschlagbar. Da hatte
ich echt eine schöne Zeit.
Kommen Sie oft in Ihre Heimat zurück?
Oft darf ich nicht sagen, das wär übertrieben.
Aber ich komme sehr gerne
heim. Dann besuche ich meinen Vater
in Ruhstorf, meine Mama in Obernzell
oder einen alten Spezi in Pocking. Mit
Antenne Bayern war ich früher oft in
Bad Griesbach. Durch die Pandemie
bin ich eineinhalb Jahre lang viel weniger
hierher gekommen. Umso schöner
ist es jetzt, wieder da zu sein.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Passauer Land?
Es gibt hier viele schöne Plätze. Vor
allem aus meiner Kindheit und Jugend
sind mir viele in bester Erinnerung
geblieben. Bei der Siebenschläferkirche
in Ruhstorf sind wir gerne
auf einem Bankerl gesessen. An der
Rott hier ist es immer noch wahnsinnig
schön, idyllisch und ruhig. Die
Baggerseen haben Sommer wie Winter
ihren Reiz. Die ganze Landschaft
ist ein Traum. Hier bei uns das Flache,
Richtung Bad Griesbach die Bayerische
Toskana. Was man da für eine
Gegend hat, fällt einem als Kind oder
Einheimischer oft gar nicht auf. Doch
unsere Heimat hat so einen massiven
Freizeitwert. Da müssen andere hunderte
Kilometer weit in den Urlaub
fahren, um das zu kriegen, was hier
selbstverständlich ist. Nicht nur der
südliche Landkreis mit dem Rottal,
auch der nördliche Landkreis und
das Donautal sind wunderschön. In
Obernzell ist mir ein Platz besonders
wichtig. Bei der Donaufähre hab ich
als Kind mit meinem Opa immer
Schwäne gefüttert. Wenn ich heute
bei meiner Mama zu Besuch bin,
gehe ich oft dort runter, schau auf die Donau hinaus, beobachte die Schiffe,
das Treiben der Fähre, wenn sie von
einem Ufer zum anderen fährt. Das
ist ein sehr schöner Platz.
Was bedeutet Ihnen der Begriff Heimat?
Der Amerikaner sagt: Home is where
my heart is. Für mich ist Heimat in
erster Linie der Dialekt. Wenn jemand
Bayrisch spricht, fühle ich
mich wie dahoam. Vor allem wenn
die Menschen den Dialekt reden, in
dem ich aufgewachsen bin. Egal wo
auf der Welt ich jemanden kennenlerne,
der wenn Bayrisch redet, stellt
sich schon ein Heimatgefühl ein.
Noch besser wird es, wenn er Niederbayerisch
spricht. Dann bin ich richtig
dahoam. Meinen Heimatdialekt
erkenne ich hundert Kilometer gegen
den Wind. Das ist meine sprachliche
Heimat. Ähnlich geht’s mir, wenn
ich im Sommer irgendwo an einem
Maisfeld vorbeifahre, da fühle ich
mich auch wie zuhause. Was haben
wir als Kinder in den Maisfeldern
gespielt! In meiner Jugend hatte ich
einen Ferienjob bei einer Saatzuchtfirma,
die Mais gezüchtet hat. Da
musste ich viel in den Maisfeldern
arbeiten. Mit kurzärmeligem T-Shirt
nicht ganz so angenehm (lacht).
Vom Nullinger zum Millionär
Wie schafft man es vom Schuldner zum Finanzexperten?
„Ich komme aus einer ganz normalen
niederbayerischen Familie.
Meine Eltern waren beide Beamte.
Nach dem Gymnasium ging ich
zum Studieren nach München,
kam dadurch zum Studentenradio
und anschließend zu größeren
Radiosendern. Verdiente nicht
schlecht. Doch plötzlich kam das
Finanzamt. Ich hatte von Steuern
null Ahnung und als junger Radiomoderator
plötzlich einen Berg
Schulden. Mir war klar, da will ich
so schnell wie möglich raus. Ebenso
wusste ich, dass Wissen für vieles
eine Lösung sei. Deshalb habe
ich mir viel Wissen zum Thema
Geld angeeignet. Durch Bücher,
Podcasts, aber auch über finanzielle
Mentoren. Ich habe Reiche
gefragt, wie sie es geschafft haben,
reich zu werden und zu bleiben. So
bin ich relativ zügig aus den Schulden
herausgekommen. Nach und
nach konnte ich über Jahre hinweg
ein Vermögen aufbauen. Je besser
das gelaufen ist, desto mehr Leute
kamen auf mich zu und fragten:
Wie hast du das gemacht? Wie geht
das mit Immobilien? Wie mit Aktien?
Mit mehr Geld verdienen?
Dann habe ich die FacebookGruppe
„Hack your life“ gegründet. Mit
den Jahren irgendwann war mir
klar: Das möchte ich hauptberuflich
machen. So ist der Nullinger in
der Schublade verschwunden und
unter anderem mein neues Buch
„Geld allein ist auch eine Lösung“
entstanden. Darin gebe ich unterhaltsam,
leicht lesbar und mit einer
Prise Humor Tipps, wie man finanziell
frei wird.“
Was macht die Leute hier in Ihren Augen aus?
Die Niederbayern sind wahnsinnig
gradheraus. Du weißt bei ihnen
immer, woran du bist. Wenn dir jemand
das Gefühl gibt, dass er dich
mag, kannst du dir sicher sein, dass
er dich wirklich mag. Wenn du das
Gefühl hast, er mag dich nicht, dann
kannst du dir sicher sein, dass er dich
nicht mag. Der Niederbayer ist sehr
klar und direkt in der Ansprache.
Du weißt, wie er zu dir steht. Und du
weißt, was du hast. Ein Niederbayer
macht sich nie größer als er ist. Er
macht sich aber auch nicht kleiner als
er ist. Niederbayern sind für mich im
allerbesten Sinne ganz gerade Leute.
Nicht falsch. Nicht hintenrum. Nicht
lästernd. Das schätze ich an den Niederbayern.
Sie sind ehrliche Leute.
Sehr authentisch. So wie man sie auf
der Welt nicht mehr oft trifft. Aber
wir Niederbayern sind trotzdem integrativ.
Wenn sich ein Zuagroaster
freundlich benimmt, sind wir auch
freundlich zu ihm.
Könnten Sie sich vorstellen, nochmal ganz zurückzukehren?
Ich glaub tatsächlich nicht. So sehr
ich meine Heimat liebe. Mit jedem
Tag, den ich älter werde, zieht es mich
dort hin, wo mehr Sonne scheint als
in Deutschland. Das hat gar nix mit
Niederbayern zu tun, sondern eher
mit Deutschland an sich. Ich hätte es
einfach gerne länger warm. Es zieht
mich eher in den Süden. Da bin ich
echt ein bisschen am Überlegen.
Regina Schmidtmayer
Wir durften dabei sein, als die Künstlerin Regina Schmidtmayer ein stimmungsvolles Stillleben entstehen ließ.
Ottfried Fischer
Comedy-Ehrenpreisträger Ottfried Fischer erzählt von seiner Kindheit im Passauer Land und warum er vor einigen Jahren wieder in seine alte Heimat zurückgekehrt ist.
Gabriele Weishäupl
Zuhause in München – daheim im Passauer Land ist Gabriele Weishäupl. Die ehemalige Wiesen- Chefin verrät im Interview, was sie an ihrer Heimat besonders liebt.
Martin Frank
„Auf einen Ratsch“ – wie man hier gerne sagt – treffen wir den Hutthurmer Kabarettisten Martin Frank an der Ilz. Dabei verrät er uns, was Heimat für ihn bedeutet.
Michael Lauss
Bildhauer und Maler Michael Lauss ist ein besonderer Künstler im Passauer Land. Wir besuchen ihn in seiner Bildhauer-Werkstätte in Meßnerschlag bei Wegscheid.
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